Absinth
Bruckheim brüllte in den Nebel. Er lag am Rande einer Grube, darin Dunkelheit, entfernte Geräusche, Kälte, er lag dort wie ein Insekt auf seinem Rücken, tatsächlich konnte er sich keinen Millimeter mehr bewegen. Er hatte seine Schuhe verloren, wohl auch seinen Verstand, er wusste noch nicht einmal, wie er eigentlich dorthin gekommen war. Der Nebel leuchtete blau, zog über ihn hinweg, dann hörte er endlich Stimmen, Menschenstimmen die sich langsam näherten. Er schrie noch einmal so laut er konnte, bis sich jemand über ihn beugte.
Brauchen Sie Hilfe, fragte dieser Jemand, hatten Sie einen Unfall.
Auto sagte Bruckheim. Auto.
Welches Auto? Was für ein Auto, fragte der andere.
Bruckheim wollte antworten, doch statt eines Gedankens, statt einer Antwort, war da nur noch dieses dumpfe Gefühl in der Gegend, die er gerade noch als Kopf oder Gehirn lokalisieren konnte, eine große, langsam sich ausbreitende Masse der Unartikulierbarkeit – eine Störung des Sprechvermögens -, von der er seltsamerweise wusste, dass sie von Medizinern als Aphasie bezeichnet wurde. Das Wort Aphasie stand klar und deutlich vor seinem inneren Auge, in fettgedruckter Großbuchstabenschrift, APHASIE, dieses Wort verdrängte alles andere, schluckte, zerstörte, zerquetschte es, bevor es wieder von jener dunklen, beängstigenden Masse der totalen Wortlosigkeit absorbiert wurde. Der Mann vor ihm schüttelte ihn.
Zu welchem Auto wollen Sie? Was für ein Auto?
V nuschelte Bruckheim. V …
Dann sagte er mehrere Minuten nichts mehr. Er versank im tiefen Ozean seines Absinthrausches, in einer Thujon-Gift-Welt, in der sich selbst Odysseus oder Herakles unentrinnbar verirrt hätten. Eigentlich hatte der Tag gar nicht so schlecht begonnen, doch im Verlauf des Vormittags hatten die Mechanismen des Chaos die gewöhnliche Ordnung in einen bösen Taumel versetzt.
Blicken wir also ein paar Stunden zurück.
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